Kreativ und produktiv sein auf Kommando? Das können wohl die allerwenigsten. Was du allerdings tun kannst, ist folgendes: Optimiere die Rahmenbedingungen für deine Arbeit so, dass sich die Arbeitsdisziplin von ganz allein einstellt. Unsere vier Tipps für deine Schreibroutine helfen dir dabei!
Sag mit deiner individuellen Schreibroutine Druck und Stress auf Nimmerwiedersehen
Als Texter*in oder Redakteur*in stehst du unter dem ständigen Druck, kreativ und gleichzeitig produktiv sein zu müssen, um den Vorgaben von Zeit, Kosten und Qualität gerecht zu werden. Den geistigen und zeitlichen Freiraum fürs Texten zu schaffen, wenn darüber hinaus ständig Kundengespräche, Neukundenakquise und administrative Aufgaben gleichzeitig zu bewältigen sind, ist eine Kunst für sich. Wenn zu diesen Problemen im Zeitmanagement auch noch Termindruck und hohe Ansprüche von Kundenseite dazukommen, kann sich schnell ein lähmendes Gefühl der Angst ausbreiten, was dich umso stärker prokrastinieren lässt.
Meist ist es also gar nicht der vielzitierte „innere Schweinehund“, der uns in Verzug mit unseren Aufgaben bringt, woraus noch mehr Druck und Stress entsteht. Den hast du sicher längst erlegt, sonst wärst du gar nicht dort, wo du jetzt stehst. Vielmehr hemmt uns fehlende Struktur und die Angst, eigenen und fremden Ansprüchen nicht zu genügen. Das alles beiseite zu lassen und einfach loszulegen ist aber überraschend einfach: Alles, was du brauchst, sind eine Strategie, ein wenig Arbeitsdisziplin und deine eigene Schreibroutine!
Schreibroutine-Tipp #1: Es ist Schreibzeit! Wann bist du am produktivsten?
Die Muse küsst nicht jede*n von uns zur gleichen Zeit. Manche Menschen sind morgens kreativer, andere brauchen einen gewissen „Anlauf“, bevor die guten Ideen zu sprudeln beginnen. Zwänge dich also nicht selbst in ein Korsett, das dir die Luft zum Atmen raubt. Plane deine Zeit fürs Schreiben möglichst so ein, dass sie zu deinem Biorhythmus passt. Blocke diese Stunden für jeden Tag aus und trage sie als festen, nicht verschiebbaren Termin in deinen Kalender ein. Andere Dinge müssen unwichtiger sein und bleiben, denn schließlich verdienst du dein Geld mit dem Texten.
Ein Beispiel: Wenn du zum „Morgentyp“ gehörst, heißt das, dass du in den Stunden des Morgens und Vormittags am kreativsten und vor allem produktivsten bist. In diesem Fall macht es Sinn, dass du dir an jedem Vormittag einen festen Zeitrahmen setzt, den du ausschließlich zum Schreiben nutzt. Der Nachmittag bleibt damit frei für weniger kreative Tätigkeiten, wie Korrekturen, Informations- und Keyword-Recherche, das eingehende Studium von Kundenbriefings oder auch für die Neukundenakquise und administrative Aufgaben.
Schreibroutine-Tipp #2: Sorge dafür, dass deine Schreibzeit auch Schreibzeit ist
Du und ich, wir sind nicht gleich. Vielleicht benötigst du absolute Stille, um dich bestmöglich auf deine Schreibarbeit konzentrieren zu können, vielleicht aber auch laut scheppernden Rüpelrock oder entspannten Ambient-Jazz für deinen „Tunnel“, deinen „Flow“. Wie dem auch sei: Du weißt am besten, was du brauchst, damit Ablenkungen keine Chance bei dir haben.
So schwer dieser Zustand zu erreichen ist, so leicht ist es jedoch leider, aus ihm wieder herausgerissen zu werden. Eine Chatnachricht oder ein abschweifender Gedanke beim Blick auf ein Familienfoto genügen manchmal und unser Fokus ist ganz woanders.
Warum fällt es uns so schwer, fokussiert zu bleiben? Ich glaube, wir müssen uns die folgenden, eigentlich längst bekannten Binsenweisheiten immer wieder einmal vor Augen führen und sie einfach mal umsetzen:
- Minimiere die Ablenkungen: Schalte das Mailprogramm aus, das Smartphone ebenfalls, stelle das Telefon auf lautlos und schließe das Browserfenster, in dem du nebenbei auf Facebook oder Instagram angemeldet bist.
- Sei bei dir: Egal ob im Homeoffice mit Partner und Kindern oder die lieben Kolleg*innen im Büro – irgendwer reißt uns immer mit einer Frage oder einem bloßen Lachen aus unserer Konzentration. Noise-Cancelling-Kopfhörer und klare Absprachen wirken hier Wunder.
- Mache die Umgebung langweilig: Ich schwöre auf einen leeren, kahlen Schreibtisch. Der Blick kann sich nirgends verfangen und für Abschweifungen sorgen. So sehr ich meine Familie liebe – ein Bild von ihr auf meinem Schreibtisch würde jedes Mal eine unnötige Ablenkung bedeuten. Übrigens kann für manche Menschen auch das blanke Chaos förderlich für die Konzentration sein: Das Gehirn nimmt die vielen verschiedenen Reize irgendwann als Einheit wahr und blendet sie selbstständig aus. Ich bevorzuge aber lieber einen aufgeräumten Arbeitsplatz.
Schreibroutine-Tipp #3: Strukturiere deine Aufgaben und setze dir kleine Ziele
Einen größeren Auftrag zu bearbeiten, kann – gerade zu Beginn – sehr fordernd sein. Du versuchst zunächst einen Überblick zu gewinnen, liest das Briefing, beginnst zu recherchieren und stellst panisch fest: Du musst endlich loslegen, um das Projekt rechtzeitig zu Ende zu bringen! Stürzt du dich dann jedoch blindlings und ohne Plan ins Schreiben, führt das oftmals nicht zum Erfolg. Vielmehr wirst du nach kurzer Zeit verzweifelt feststellen müssen, dass du dich verrannt und den Überblick verloren hast.
Am Ende fehlt in solch einem Text meist einer oder gleich mehrere entscheidende Aspekte, es kommt zu inhaltlichen Wiederholungen, die Punkte sind ungleich gewichtet oder die gesamte Textlänge fällt zu lang oder zu kurz aus. In jedem Fall wirst du entweder nochmals kostbare Zeit investieren müssen, um nachzubessern oder noch schlimmer: Dein Kunde wird mit deinem Text schlichtweg nicht zufrieden sein.
Das Rezept gegen dieses Problem ist so einfach wie effektiv: Zerlege die Aufgabe in klar planbare Teilschritte und setze dir konkrete Ziele.
- Nimm dir beispielsweise zwei Stunden an einem Nachmittag vor, um das Kundenbriefing eingehend zu studieren. Mache dabei Notizen.
- Plane zwei weitere Stunden ein, um für die Bearbeitung des Themas relevante Quellen zu recherchieren und dich in die Materie einzulesen.
- Erstelle dabei eine Textstruktur mit provisorischen Zwischenüberschriften, zentralen Fragen und Themenblöcken für deinen späteren Text.
- Weise gegebenenfalls bereits jetzt jedem Abschnitt eine Vorgabe für die Wort- oder Zeichenanzahl zu.
- Recherchiere relevante Keywords für den gesamten Text sowie für jeden einzelnen Abschnitt.
- Überlege dir nun, basierend auf der Wortanzahl, wie lange du für das Schreiben jedes Abschnitts einplanen wirst. Ordne jedem Abschnitt relevante Quellen und Keywords zu.
- Am nächsten Tag startest du mit dieser Vorbereitung direkt ins Thema und in den ersten Textblock. So kannst du getreu deinen Vorgaben und vorrecherchierten Informationen Abschnitt für Abschnitt zügig und systematisch abhaken.
Jeder fertiggestellte Textabschnitt wird sich auf diese Weise wie ein Erfolg anfühlen. Erfolge durch das Erreichen solch kleiner Zwischenziele sind wichtig, weil sie dir gleichzeitig einen erneuten Motivationsschub verleihen. Diesen solltest du dazu nutzen, sofort den nächsten Abschnitt zu betexten. Zudem stellt sich mit dieser Routine bereits vor Beginn der Schreibarbeit eine innere Sicherheit ein: Du weißt genau, was zu tun ist, um erfolgreich zu sein.
Schreibroutine-Tipp #4: Schöpfe aus deinem inneren Motivationsquell
Du bist Texter*in, weil du gerne schreibst. Davon wollen wir an dieser Stelle zumindest einmal ausgehen. Trotz aller Passion zum Schreiben kann es immer wieder Tage und Aufträge geben, die diese Liebe auf eine harte Bewährungsprobe stellen. Um Frust beim Texten gar nicht erst aufkommen zu lassen, brauchst du eines: Motivation!
Genauer gesagt handelt es sich um intrinsische Motivation, also einen inneren Anreiz, den du aus deiner Tätigkeit selbst ziehen kannst. Es hilft immens, wenn du kurz deine Augen schließt und dir vorstellst, welches Gefühl es in dir auslöst, wenn du die Aufgabe erfolgreich beendet haben wirst.
- Wie wird es sich anfühlen, wenn du den Punkt hinter den letzten Satz setzen wirst?
- Wie wird es sich anfühlen, wenn du mit einem Klick auf „Senden“ den fertigen Text an deine*n Auftraggeber*in schickst?
- Wie wird es sich anfühlen, wenn du eine positive Rückmeldung erhältst?
Fühle den Erfolg vor! Das nennt man die Projektions-Technik. Damit sich Langeweile und Überdruss erst gar nicht in deine Schreibroutine einschleichen, ist es wichtig, dir regelmäßig eine Extraportion Motivation über diese Vorfreude auf den Erfolg zu holen. Ich bezeichne das als „Frustrationsprophylaxe“.