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Wenn es um Texte geht, sprechen Redakteur:innen – und Lektor:innen – oft von der Leser:innenführung. Doch was heißt das eigentlich? In diesem Beitrag erklären wir, worauf es ankommt.

Leser:innenführung: Ein junger, gut aussehender Mann sitzt vor einem Sofa und liest auf seinem Tablet.

Bild: JenkoAtaman / Adobe Stock

Leser:innen gekonnt durch Inhalte führen

An der nächsten Ausfahrt links abbiegen: Die Leser:innenführung ist bei Webtexten so etwas wie das Navigationsgerät – sie sorgt für ein gezieltes Geleit durch ein Thema. Das Ziel liegt voraus – den Leser:innen wird im jeweiligen Sachverhalt auf unterhaltsame oder informative Art etwas mitgeteilt. Welche Strecke Texter:innen wählen, steht ihnen allerdings frei. Das ist wie bei der Planung einer Sightseeingtour: Du machst dir vorab Gedanken über die inhaltlichen Highlights und unterteilst die Tour in interessante Etappen. Leser:innenführung bedeutet dabei, sich zu überlegen, wie die Tour ablaufen und wie der Text gelesen werden soll. Wo geht die Reise hin und welche Sehenswürdigkeiten werden auf dem Ausflug dargeboten? Ebenso zählt die strukturelle und stilistische Form des Textes. Niemand reist gerne auf einer holprigen Straße mit zahlreichen scharfen Kurven.

#Tipp 1

Den roten Faden behalten

Der rote Faden ist das Qualitätskriterium Nummer eins einer guten Leser:innenführung. Niemand holt sich grundlos einen Webtext auf den Bildschirm. Wer auf einen Beitrag klickt, möchte sich über das jeweilige Thema informieren oder sich unterhalten lassen. Und das musst du als Redakteur:in entsprechend konsequent bedienen – sonst verabschieden sich die Leser:innen wieder. Verliere dich nicht in Randaspekten. Bleibe beim Thema, baue deine Argumente logisch aufeinander auf. Im Regelfall kommt das Wichtigste zuerst und danach kannst du über Details sprechen.

Tipp:

Recherchiere vorab zum Thema und erstelle dir ein Konzept mit der von dir gewählten Reihenfolge der inhaltlichen Punkte. Das bietet dir einen wunderbaren Überblick und hilft dir, den roten Faden beim Schreiben zu behalten.

Zu einer guten Leser:innenführung gehört es darüber hinaus, einen Text möglichst interessant zu gestalten. Wirf deinem Publikum nicht zig Fakten um die Ohren. Leite jeden inhaltlichen Punkt her, erkläre Sachverhalte, stelle Fragen und liefere Antworten. Denke dabei immer an den Spannungsbogen. Führe dein Publikum Schritt für Schritt an die Kernfrage deines Textes heran, baue interessante Wendungen ein oder lass die Sightseeingtour in einem lehrreichen Fazit münden.

Tipp:

Lege viel Wert auf einen aussagekräftigen Titel und einen interessanten Teaser. Beide Textelemente sind die Eintrittstür in deinen Beitrag. Dabei gilt: möglichst kurz halten, Keywords einbauen und Lust auf mehr machen.

#Tipp 2

F-förmiges Lesen: Das Online-Lektüreverhalten beachten

Eine gute Leser:innenführung bedeutet, das Nutzungsverhalten im entsprechenden Zielmedium zu berücksichtigen. In unserem Kulturraum lesen wir zwar grundsätzlich von links nach rechts und von oben nach unten, doch zwischen On- und Offline-Medien bestehen wesentliche Unterschiede. Digitale Texte werden in der Regel nicht so aufmerksam und Seite für Seite durchgelesen wie Texte auf Papier. Tatsächlich scrollen Nutzer:innen rasch durch die teils sehr langen einseitigen Digitaldokumente nach unten. Das Überfliegen via Mausrad oder mittels der „Swipen“ genannten Wischbewegung auf Touchdisplays geschieht aus gutem Grund: Das Überangebot an Inhalten und Beschäftigungsmöglichkeiten im Netz führt dazu, dass Nutzer:innen Inhalte lediglich durchscrollen, um nach für sie interessanten Passagen zu suchen – und um keine Zeit zu verlieren. Denn die ist in unserer schnellen, digitalen Welt ein zunehmend knappes Gut.

Dass Leser:innen digitale Texte lediglich überfliegen und sich nur hier und da einige Stellen durchlesen, wurde sogar wissenschaftlich bewiesen. Vor einigen Jahren zeigten beispielsweise die Eyetracking-Studien des Marktforschungsunternehmens The Nielsen Company, dass wir auf dem Computer und auf mobilen Endgeräten F-förmig lesen. Das funktioniert so: Online-Nutzer:innen betrachten zunächst die Titelzeile und bewegen sich dann vertikal durch den Text, anstatt diesen vollständig durchzulesen. Sie bleiben an optischen Ankern oder für sie relevanten Stellen hängen, die sie dann näher betrachten. Dazu ein Video, um sich das Ganze vorstellen zu können:

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Haben Fließtexte ausgedient und müssen wir unsere Schreibgewohnheiten jetzt über Bord werfen? Ja und nein. Tatsächlich müssen Texte auch online von Anfang bis Ende mit Stil geschrieben sein, interessant sein und inhaltlich abliefern. Welche Passagen ein:e Nutzer:in im individuellen Fall überspringt, kann schließlich niemand vorhersagen. Du solltest deine Werke deshalb wie gewohnt verfassen, sie allerdings an das F-förmige Leseverhalten anpassen. Also bitte keine langen Fließtextwüsten schreiben. Teile deinen Beitrag in sinnvolle, kurze Abschnitte ein und versehe diese mit aussagekräftigen Zwischenüberschriften – ein inhaltlicher Punkt, ein Absatz!

#Tipp 3

Das Auge liest mit: Texte schön strukturieren

Architekt:innen legen neben der Funktionalität ihrer Bauwerke oft großen Wert auf deren Ästhetik. Warum machen wir Redakteur:innen das nicht auch mit unseren Texten? Ein Schriftstück kann so viel mehr sein als nur eine Aneinanderreihung von Absätzen. Lockere deine Texte lieber mit weiteren Elementen auf. Das hilft den Leser:innen, den Text als Ganzes noch einfacher durchzuscrollen und überblicken zu können.

  • Aufzählungen und Listen sind beispielsweise eine hervorragende Möglichkeit, um einen Text optisch und inhaltlich zu strukturieren. Sie schaffen Luft zwischen mehreren Fließtextabsätzen und geben den Betrachter:innen die Möglichkeit, einmal durchzuatmen.
  • Bereits genannt haben wir die Zwischenüberschriften. Mit diesen kannst du einen langen Text sinnvoll untergliedern. Nutze dazu aber nicht nur Überschriften zweiter Ordnung. Wenn es passt, können ebenso weitere Unterüberschriften sinnvoll sein. Diese sind zumeist kleiner dargestellt als ihre größeren Schwestern, was Leser:innen den Textscan vereinfacht. Auf einen Blick ist dann klar: Es handelt sich im entsprechenden Fall um einen Unterpunkt, der sich auf das Vorangegangene bezieht.
Übrigens:

Hervorgehobene Textstellen und Infoboxen lockern zusätzlich auf und bieten Leser:innen interessante Fakten mit Mehrwert. Das kann beispielsweise eine Definition sein, ein Hinweis, ein Tipp oder ein Studienergebnis.

#Tipp 4

Handwerk bleibt Handwerk: Die Grundregeln einhalten

Leser:innenführung bedeutet zwar, den Betrachter:innen eines Textes Orientierung zu geben, doch in der Praxis klappt dies manchmal nicht so gut – insbesondere dann, wenn Texte viele verschachtelte Sätze enthalten. Wenn die Leser:innen am Ende eines Satzes gar nicht mehr so richtig wissen, wie dieser eigentlich angefangen hat oder was er zum Ausdruck bringen soll, dann ist etwas schiefgelaufen. Deshalb: Schreibe auf den Punkt. Halte dich kurz und vermeide zu lange Sätze.

Damit dein Publikum beim Lesen nicht ins Straucheln gerät, solltest du außerdem alle Stolperfallen beseitigen. Das sind Rechtschreibfehler, umständliche Fachbegriffe, Füllwörter und Wortungetüme. Lass deinen Text nach dem Schreiben auf jeden Fall von einer anderen Person gegenlesen. Ein Lektorat bzw. Korrektorat ist wichtig: Texter:innen sind in Bezug auf die eigenen Argumente und Rechtschreibfehler oftmals betriebsblind. Der „Blick von außen“ auf den Text hilft, entsprechende Stellen ausfindig zu machen und anzupassen.

#Tipp 5

Texten heißt, strategisch zu denken

Auch wenn es Auftrageber:innen oder Projektmanager:innen in Unternehmen gerne mal außen vor lassen: Jeder Text braucht eine Strategie, auf deren Grundlage er entsteht. Nur wenn du als Redakteur:in weißt, für wen, warum und zu welchem Zweck du einen Text verfasst und was dieser beinhalten soll, kannst du zielgerichtet in die Tasten hauen. Deshalb: Schaue immer über den Tellerrand und denke über das Fenster deines Textverarbeitungsprogramms hinaus. Dazu gehört es, mögliche Folgeinteraktionen zu berücksichtigen. Was sollen die Leser:innen nach der Lektüre tun? Versieh deinen Text beispielsweise mit interessanten, weiterführenden Links oder schreibe eine abschließende Handlungsaufforderung. Überlege dir dabei genau, wie du die Zielgruppe kriegst und mit welchen Formulierungen du ihr Interesse weckst.

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