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Ob englische Anführungszeichen, fehlende Abstände zwischen Zeichen, Bindestrich statt Gedankenstrich – neben Inhalt und sprachlicher Formulierung beeinflussen die richtige Zeichenverwendung sowie das typografische Erscheinungsbild maßgeblich die Wirkung deines Textes. Wir zeigen dir typische Fehler, die sich häufig gerade in Online-Texte einschleichen, und geben dir Tipps für die korrekte Zeichensetzung. Wusstest du zum Beispiel, dass es im Deutschen nur zwei Möglichkeiten gibt, richtige Anführungszeichen zu setzen? Welche das sind, liest du hier.

Der Teufel steckt im Detail: Zeichensetzung und Textwirkung

Du fühlst dich in der deutschen Rechtschreibung zu Hause, brillierst mit einer prägnanten Wortwahl und fesselst deine Leser:innen mit reizvollen Sprachbildern. Kurzum: Du kannst gut schreiben. Doch der Teufel steckt bekanntlich im Detail. Vor allem in vielen Webtexten tummeln sich Interpunktionszeichen, die nicht mit der nötigen Finesse gesetzt wurden – oder schlicht falsch sind.

In unserem Agenturalltag prüft unser Lektorat mit strengem Blick unter anderem, ob die Zeichen in einem Text in der korrekten Weise verwendet wurden. Wer hingegen beispielsweise als freie:r Redakteur:in arbeitet, kann sich zumeist nicht auf die Expertise eines professionellen Korrektorats stützen. Somit, doch ebenso prinzipiell ist es für jede:n Schreibende:n empfehlenswert, sich mit der richtigen Verwendung von Zeichen im Text zu befassen. Denn selbst wenn ein Text an sich schön und gut geschrieben ist, fallen Ungenauigkeiten in diesem Bereich jedem geschulten Auge auf und hinterlassen bei erfahrenen Leser:innen einen schalen Beigeschmack.

Für einen hervorragenden Gesamteindruck reicht es zum Beispiel nicht, dass du weißt, an welcher Stelle im Text Anführungszeichen gesetzt werden – es interessiert ebenso das Wie.
Wie also sehen richtige Anführungszeichen im Deutschen aus? Diesem Thema widmen wir uns in diesem Teil unserer textbest-Schreibschule „Richtige Zeichensetzung in Online-Texten“.

Orthotypografie: Was ist das und warum ist sie für einen guten Text essenziell?

Die Fragen zur richtigen Zeichensetzung beziehungsweise dem richtigen Aussehen von Interpunktionszeichen berühren den Bereich der Orthotypografie. Während sich die Orthografie mit der richtigen Schreibweise von Wörtern befasst, bezieht sich die Typografie auf Aspekte des Schriftbildes wie etwa Schriftart, Schriftgröße sowie den Lesefluss fördernde Zeichen-, Wort- und Zeilenabstände. Ein sprachlich und visuell überzeugender Text sollte im Sinne der Orthotypografie gleichermaßen orthografische sowie typografische Regeln einhalten. Nur auf diese Weise kreierst du ein professionelles und erstklassiges Textprodukt, das deine Leser:innen auf ganzer Linie überzeugt.

Richtige Anführungszeichen: Eine Frage des guten Stils

Ob du eine wörtliche Rede, ein Zitat aus einem Buch oder einen Fachbegriff in deinen Text einfließen lässt – Anführungszeichen, oder umgangssprachlich Gänsefüßchen, geben solchen Textteilen den notwendigen Rahmen. So weit, so klar. In der Praxis fällt jedoch beim Lesen oder Lektorieren insbesondere von Online-Texten immer wieder auf, dass keine korrekte Zeichensetzung im Sinne der Orthotypografie erfolgt ist – vielmehr scheinen die Anführungs- und weitere Zeichen oft mehr oder weniger willkürlich gewählt.

Du findest beispielsweise die französischen Anführungszeichen, also « », auch Guillemets genannt, hübscher als die deutschen? Tatsächlich finden sich heute in vielen grafischen Gestaltungen Anführungszeichen, die nach rein ästhetischen Gesichtspunkten gewählt wurden. Korrekt im Sinne des amtlichen Regelwerks ist dies allerdings nicht. Gerade wenn du dich beim Schreiben um Seriosität, Qualität und Glaubwürdigkeit bemühst und einen journalistischen oder wissenschaftlichen Anspruch verfolgst, solltest du die Zeichen nicht einfach irgendwie setzen, sondern die richtigen Anführungszeichen verwenden.

Welche Anführungszeichen sind im Deutschen korrekt?

In einem deutschsprachigen Text lassen sich streng genommen nur zwei Varianten von Anführungszeichen nutzen:

99-66:

Beim klassischen deutschen Anführungszeichen („ “) sieht das öffnende Zeichen aus wie eine kleine 99, das schließende wie eine 66. Mit dieser Eselsbrücke im Hinterkopf kannst du bei der Zeichensetzung nichts falsch machen.

Deutsche Guillemets:

Alternativ kannst du von deutschen Guillemets Gebrauch machen. Diese zeigen nach innen; demnach sind sie im Vergleich zur französischen Variante genau andersherum angeordnet, nämlich so: » «.

Typische Fehler bei Anführungszeichen: Darauf solltest du achten

Häufig zu beobachten – und in jedem Fall ein Zeichen schlechten Stils – ist die Verwendung des Zollzeichens anstelle von Anführungszeichen. Dieses besteht aus zwei senkrechten kurzen Strichen:

Ebenso falsch ist es, ein Zitat mit zwei schließenden Anführungszeichen, auch Abführungszeichen genannt, (66-66) einzurahmen: “ “

Auch englische Anführungszeichen finden sich häufig in deutschen Webtexten. Diese stehen andersrum als im Deutschen, nämlich in der Form 66-99. Ein zusätzlicher Unterscheid zum Deutschen: Beide Zeichen werden hochgestellt (“ ”).

Für die Guillemets sollten keinesfalls doppelte Größer- beziehungsweise Kleiner-Zeichen genutzt werden: >> <<

Wenn du im Deutschen innerhalb eines Zitats wiederum ein Zitat oder eine Wendung anführst, kommen einfache oder halbe Anführungszeichen ins Spiel: entsprechend den doppelten Anführungszeichen im Text entweder in der Form 9-6 (‚ ‘) oder als halbe deutsche Guillemets (› ‹).

Im Folgenden einige Beispiele für richtige und falsche Anführungszeichen:

Richtig Falsch
Sie sagte: „Ich arbeite an meinem Text.“ Sie sagte: ″Ich arbeite an meinem Text.″
Sie sagte: »Ich arbeite an meinem Text.« Sie sagte: “Ich arbeite an meinem Text.“
Sie sagte: “Ich arbeite an meinem Text.”
Sie sagte: >>Ich arbeite an meinem Text.<<
Sie sagte: „Ich habe den Kurs ‚Richtige Anführungszeichen‘ besucht.“ Sie sagte: „Ich habe den Kurs „Richtige Anführungszeichen“ besucht.“
Sie sagte: »Ich habe den Kurs ›Richtige Anführungszeichen‹ besucht.« Sie sagte: »Ich habe den Kurs ‚Richtige Anführungszeichen‘ besucht.«

Wie sehen richtige Anführungszeichen bei fremdsprachigen Zitaten aus?

Doch was tun, wenn du in deinem Text nicht ausschließlich aus deutschsprachigen Quellen zitierst, sondern beispielsweise französische Fachbegriffe oder ein englisches Zitat einfügst?

Als Faustregel gilt: Einzelne Worte oder kleinere Wortgruppen in nicht deutscher Sprache solltest du in deutsche Anführungszeichen setzen. Handelt es sich um einen ganzen Satz oder eine längere Passage, empfiehlt es sich, die Anführungszeichen der jeweiligen Sprache zu nutzen.

Beispiele:

  • Ich lese zurzeit das Buch „Les Misérables“ von Victor Hugo.
  • Schon Oscar Wilde wusste: “Success is a science; if you have the conditions, you get the result.”

Übrigens: Wie richtige Anführungszeichen im Deutschen gesetzt werden, wird vom Rat für deutsche Rechtschreibung vorgegeben. Darüber hinaus gibt es einige spezielle Regelungen in Bezug auf moderne Textverarbeitungssysteme. Hier gilt die Norm DIN 5008, welche vom Deutschen Institut für Normung e. V. festgelegt wurde.

Mit korrekten Interpunktionszeichen die Textqualität erhöhen

Die richtige Zeichensetzung in puncto Anführungszeichen ist viel weniger kompliziert, als es auf den ersten Blick scheint. Wenn du dir die Orientierungshilfe „99-66“ merkst und entsprechend anwendest, liegst du in jedem Fall goldrichtig. Ein gehobeneres Erscheinungsbild erreichst du mit deutschen Guillemets, die gelegentlich auch als Möwchen bezeichnet werden.

Im nächsten Teil unserer textbest-Schreibschule „Richtige Zeichensetzung in Online-Texten“ erfährst du, wie du einen Apostroph korrekt setzt, wozu geschützte Leerzeichen gut sind und wie du den häufigen Fehler vermeidest, einen Bindestrich statt eines Gedankenstrichs zu setzen. Mit diesem Wissen gelingen dir in orthotypografischer Hinsicht korrekte und visuell ansprechende Texte – und das wirkt sich – bewusst oder unbewusst – entscheidend auf den Lesefluss und somit die Eingängigkeit deines Textes aus!

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