Die diesjährige Buchmesse in Leipzig hatte wieder so einiges zu bieten. Ich war am Freitag auf dem Gelände unterwegs und habe allerhand Eindrücke sammeln können. Neben dem Tagesprogramm widmete sich der zweite Messetag in Halle 5 vorrangig dem Nachwuchs. Unter dem Titel „Karrieretag Buch + Medien“ fanden zahlreiche Veranstaltungen statt, die Einblicke in die Branche gaben. Neben Tipps für Berufseinsteigerinnen und -einsteiger sowie Studierende standen die Veränderungen im digitalen Zeitalter sowie die Zukunft der Arbeit im Verlagswesen im Fokus.
Moderne Arbeitsformen und neue Wege im Marketing
Mit der zunehmenden Digitalisierung verändert sich auch die Arbeit in der Buch- und Verlagsbranche ─ das war auf der Leipziger Buchmesse unschwer zu erkennen. In der Veranstaltung „Von Flexibilität bis Projektteam: Moderne Arbeitsformen im Verlag“ trafen Dorothea Martin, Head of Content bei Oolipo, Katrin Weller von Oetinger34 und Sebastian Wolter (Voland & Quist) im Gespräch zusammen. Schnell wurde klar: Flexible Arbeitszeiten, Home-Office und Skype-Konferenzen sind insbesondere in online orientierten Unternehmen absolut keine Fremdwörter mehr. Trotzdem gehört der klassische Nine-to-Five-Job zum Teil immer noch zu der erstrebenswerteren Arbeitszeitregelung.
Im Gespräch zum Thema „Ihre Chancen in Marketing und Vertrieb in Verlagen und Medienunternehmen“ mit Theresa Schenkel (Marketing Droemer Knaur) und David Greiner (mediacampus frankfurt) zeigte sich weiterführend, wie sich der Begriff Marketing im Verlagswesen nach und nach verändert und weiterentwickelt hat. Frau Schenkel verwies unter anderem auf die Relevanz einer abwechslungsreichen Marketing-Strategie und eines vielfältigen Marketing-Mix. Hier sprach sie die immer relevanteren Überschneidungen zwischen Marketing und Vertrieb an und bestätigte den Konsens der 3. Fachkonferenz der Leipziger Buchmesse, in deren Mittelpunkt neue Vertriebswege und Content-Marketing-Strategien für Verlage standen. Mit Begriffen wie Authentizität, Experimentierfreudigkeit und Kundenrelevanz zeigte die Fachkonferenz, dass kreatives Storytelling und Content-Marketing natürlich auch in der Buchbranche zunehmend wichtiger werden. Anhand der Tipps der Marketingverantwortlichen wurde aber ebenso klar, dass viele Verlage noch einen weiten Weg vor sich haben bis zur umfassenden digitalen Produktvermarktung.
Neuland 2.0 – mehr Platz für neue Ideen
Ein völlig neues Areal wurde auf der diesjährigen Buchmesse unter dem Begriff „Neuland 2.0“ aufgenommen: In einem eigenen Bereich bekamen junge Unternehmen eine Präsentationsfläche, um ihre innovativen Ideen in lockerer Atmosphäre zu präsentieren. Dazu zählten unter anderem Apps, Online-Plattformen und Bildsensoren. Die Messebesucher konnten für ihr Lieblings-Startup abstimmen und nach der Pitch Time über ihr Smartphone voten. Das waren meine drei Lieblingsideen:
papego
Dieses Projekt gibt Leserinnen und Lesern die Möglichkeit, analoge Bücher digital weiterzulesen. Wer also Zuhause einen dicken Wälzer beginnt, diesen am nächsten Tag im Zug aber nicht mitnehmen möchte, kann einfach die zuletzt gelesene Seite scannen und die Stelle über die App papego wieder aufrufen. Mit einem kleinen Sortiment aus dem Piper Verlag ist papego bereits erfolgreich gestartet. Mehr Verlage sollen nach und nach dazukommen.
Beemgee
Dieses Online-Tool soll Autoren und Lektoren helfen, zukünftig noch besser und strukturierter zusammen zu arbeiten. Statt Notizzettel, Karteikarten und Co. bietet das Tool eine schnelle und webbasierte Austauschmöglichkeit. Das Berliner Unternehmen präsentierte sich auf der Buchmesse erstmals einer breiten Öffentlichkeit.
Knowhere
Dieses Unternehmen positioniert sich eher abseits der Buchbranche, schien mir aber trotzdem äußerst interessant zu sein: knowhere hilft, Reiseziele zu finden. Das Konzept erinnert zunächst an die Dating-App Tinder. Per Rechts- und Links-Wisch werden zehn Fotos von Reisezielen bewertet und auf Basis dessen ein Reiseprofil erstellt. Mit einigen Angaben zu Wunschaktivitäten wie Shopping oder Sport erhält der Nutzer so individuell ausgelegte Reiseziele mit konkreten Informationen und kann diese direkt buchen.
Auch wenn mich nicht alle Ideen der Start-ups wirklich überzeugen konnten, denke ich, dass die Einführung der Neuland 2.0-Ecke eine tolle und zukunftsweisende Idee ist. Denn wo, wenn nicht auf der Buchmesse, findet sich genau das richtige Publikum für neue Ideen in der Buch- und Medienbranche.
Fazit: Nachwuchs + Digitalisierung sind willkommen!
Die Buchbranche ist nach wie vor attraktiv und entwickelt sich stetig weiter. Das zeigte sich auf der Leipziger Buchmesse nicht nur in den vielen spannenden Veranstaltungen für den Nachwuchs, sondern auch darin, dass Innovation und Digitalisierung thematisch und räumlich mehr und mehr Platz erhalten. Content-Marketing ist und bleibt dabei im digitalen Vertrieb und in der Markenbildung der Verlage ein wichtiger Faktor, der in der Branche stetig mehr Aufmerksamkeit bekommt. Ich bin auf jeden Fall gespannt, was sich bis zur Buchmesse in Frankfurt noch alles tun wird!