Die Reichweite wissenschaftlicher Publikationen wird weiterhin von geschlossenen Datenbanken, Fachmagazinen, dem Engagement der Forscher und vom Zufall bestimmt. ASEO – also die akademische Suchmaschinenoptimierung – soll die Reichweite von wissenschaftlichen Arbeiten erhöhen. Aber für wen lohnt sich ASEO überhaupt?
Optimierung von wissenschaftlichen Arbeiten
Für ASEO werden die Elemente der wissenschaftlichen Arbeiten wie beim herkömmlichen SEO optimiert. Die Macher von SciPlore.org haben zum ASEO einen informativen Artikel bereitgestellt. Wie bei SEO allgemein verwenden die Suchmaschinen je nach Gewichtung folgende Aspekte zur Optimierung von wissenschaftlichen Arbeiten:
- Titel
- Namen der Autoren
- Abstract
- Überschriften
- Autoren-Keywords
- Text
- Tabellen und Diagramme
- Publikationsmedium (Zeitschrift, Konferenz, Buch)
- Benutzer-Keywords und Social-Media-Tags
- Meta-Description
- Datei-Bezeichnung
- URL
Es wird deutlich: Wissenschaftler müssten bereits bei der Erstellung der akademischen Arbeit oder Veröffentlichung auf vielfältige Aspekte achten, damit die Arbeit möglichst ideal für akademische Suchmaschinen optimiert ist. Da stellt sich die Frage nach dem Aufwand. Zumal vielen Wissenschaftlern neben dem Lehrauftrag, dem Forschungsdruck und der Akquise von Forschungsgeldern sowie Drittmitteln möglicherweise kaum noch Zeit und Lust bleibt, die Veröffentlichungen auf ASEO zu optimieren. Und ob dies von den fleißigen wissenschaftlichen Mitarbeitern gestemmt werden könnte, ist zumindest fraglich.
Für die Bereitstellung bereits veröffentlichter wissenschaftlicher Arbeiten sehen die Macher von SciPlore.org drei Möglichkeiten. Ein Artikel sollte auf der Webseite des Wissenschaftlers oder adäquaten Internetseiten veröffentlicht werden – mit allen relevanten Informationen für die Suchmaschinen. Ältere Arbeiten, die bereits online gestellt sind, lassen sich theoretisch regelmäßig auf ihre Aktualität hin überprüfen. Wobei bereits vor einigen Jahren in einem Artikel darauf hingewiesen worden ist, dass zumindest diese Vorgehensweise nicht unproblematisch ist. Auch den Autoren von SciPlore.org war bewusst, dass einige der älteren Vorschläge von den Suchmaschinen als Spamming bewertet werden könnte. Und daher sprechen sie sich für eine eindeutige Kennzeichnung aktualisierter Beiträge aus. Die dritte Form, einen Beitrag nach der Veröffentlichung adäquat zu präsentieren, sind Internetseiten, auf denen ein Link zum Beitrag als PDF-Format bereitgestellt wird, wobei diese „Parent Web Page“ wie es im Artikel von SciPlore.org heißt, die wichtigsten Keywords und die Metadaten wie Autor, Titel und Abstract beinhalten sollte.
Erhöhte Sichtbarkeit dank ASEO
Die akademische Suchmaschinenoptimierung ist kein eigenständiger neuer Superalgorithmus, sondern bedient sich bestehender Suchmuster. Daher ist es nicht verwunderlich, dass mit Google Scholar auch das führende Suchmaschinenunternehmen mitmischt. Doch gegenüber der klassischen Webseitenoptimierung hat Google bei der Suche nach wissenschaftlichen Arbeiten nicht die absolute Vormachtstellung. Beispielsweise sind SciPlore.org, IEEE Xplore, CiteSeer und PubMed gleichermaßen etabliert als Suchmaschinen für wissenschaftliche Arbeiten. Was für Wissenschaftler im Umkehrschluss zwei Möglichkeiten bietet: Entweder Sie optimieren Ihre Arbeiten für eine Suchmaschine oder für mehrere, was dann aber erhöhten Aufwand bedeutet.
Die wirklich große Chance von ASEO und zugleich das Risiko für wissenschaftliche Arbeiten ist das enorme Potential. Denn neben einfacherer Recherchemöglichkeiten und der Verfügbarkeit von Forschungsergebnissen geht es in der Wissenschaft eben auch um Reputation und Außenwirkung der Wissenschaftler. Und das gilt umso mehr, wenn Forscher nicht nach weltbewegenden Erkenntnissen suchen, sondern „profane“ Grundlagenforschung betreiben oder sich anfänglich mühsam ein Standing in der Forschungsgemeinschaft erarbeiten müssen. Dabei zeigt sich erneut die große Chance von ASEO für ein effektives System für die globale Bereitstellung einer riesigen Anzahl von wissenschaftlichen Arbeiten abseits der gängigen Muster. Andererseits geht mit der Chance auch das Risiko einher. Denn wie beim herkömmlichen SEO ließe sich nur schwerlich ausschließen, dass überambitionierte Optimierer mit fragwürdigen Methoden die Wahrnehmung von Forschungsinhalten in den Suchmaschinen massiv beeinflussen.
Chancen von ASEO überwiegen
Warum sollten sich also Wissenschaftler den Mehraufwand antun? Weil sich die Chancen und Möglichkeiten für wissenschaftliche Publikationen durch die Suchmaschinen für akademische Arbeiten deutlich verbessern. Befeuert wird diese Entwicklung auch durch öffentliche Debatten. Die Plagiatsaffären um deutsche Politiker und die Debatten über Drittmittel oder das Zurückhalten von Studien und Publikationen von Unternehmen seien da nur exemplarisch erwähnt. Daneben profitiert die Wissenschaft von der Transparenz. Denn mit auffindbaren Veröffentlichungen erhöht sich die Reichweite von Forschungsergebnissen, die zur Inspiration anderer Wissenschaftler dienen können oder sich im Forschungsdiskurs weiterverarbeiten lassen. Und das abseits der etablierten Datenbanken und reinen Fachzeitschriften. Dies spiegelt auch der zunehmende Anteil von OpenAccess-Lösungen wie edoc wider, die beispielsweise von zahlreichen Hochschulen und Universitäten verwendet werden.
Somit ist ASEO ein Instrument, durch solide Veröffentlichungen die eigene wissenschaftliche Reputation zu stärken und sich durch die Auffindbarkeit mit seiner Arbeit auch potentieller Kritik zu stellen und am Forschungsdiskurs teilzunehmen. Das sollte nicht dazu führen, aus falsch verstandenem Eifer oder Geltungssucht die Suchmaschinenoptimierung vor die Wissenschaft zu stellen. ASEO sollte nicht zu Lasten wissenschaftlicher Qualität gehen. Nur auf diese Weise kann die Suchmaschinenoptimierung für akademische Veröffentlichungen das große wissenschaftliche Potential voll entfalten.