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Agenturleben

“We’re a paperless event”– Recap zur Social Media Week

By 2. Oktober 2014Dezember 14th, 2023No Comments

Die Social Media Week war in der Stadt. Und als Branchenwissen aufsaugende Social-Media-Freaks mussten wir dort hin. Unsere sehr subjektiven Eindrücke der #smwberlin gibt es hier in unserem Recap.

Montag

Die Veranstaltungen am Montag waren schon am Morgen gut besucht. Bei den Vorträgen wurden viele interessante Aspekte beleuchtet. Von generellen Social-Media-Entwicklungen bis zu speziellen Themen (etwa das Branding von Unternehmen via Facebook) – es wurde eine riesige Themenpalette abgedeckt. Die Organisation war für den ersten Tag okay. Kritikpunkt meinerseits: Bei einigen Veranstaltern basierte der Vortrag wesentlich auf unternehmenseigenen Programmen, was leider dazu führte, dass ich ab und zu das Gefühl bekam, in einer Werbeveranstaltung gelandet zu sein. Klar, das muss nicht grundsätzlich schlecht sein, aber dann hätten die Rahmenbedingungen besser und der persönliche Mehrwert für mich höher sein sollen. Auch die Aufteilung der drei Veranstaltungsorte kam ambitionierten Besuchern nicht zupass. (Carsten)

Dienstag

Berlin: Sonne, kalte Temperaturen. Die Frisur sitzt.

Caro & Julia auf der Social Media Week in Berlin

Messer, Gabel, Schere, Licht, taugt für kleine Kinder nicht …

Julia und ich sitzen pünktlich um 10 Uhr voller Erwartung in der PLATOON Kunsthalle in Berlin, Prenzlauer Berg – gerne auch Schwaben-Town genannt. Der erste Vortrag beginnt mit Verspätung und beinhaltet für mich die Grundaussage: Social Media kann süchtig machen. Der von Microsoft gehostete Vortrag beschäftigte sich mit Social Media aus einem neurowissenschaftlichen Blickwinkel. Die Theorie ist so einleuchtend wie stumpf: Je mehr Likes ich auf mein Facebook-Posting erhalte, desto mehr Dopamin schütte ich aus.

Im Anschluss begaben wir uns auf den mühsamen und zugleich sinnlosen Weg zum Factory Workshop Room in der Rheinsberger Straße. Da zu meiner Enttäuschung die Veranstaltungswebseite nicht auf mobile Endgeräte optimiert wurde, fragte ich eine Social-Media-Week-Mitarbeiterin in meinem jugendlichen Leichtsinn nach einem Programm. Barsch entgegnete uns die Dame am Empfangstresen: „No! We’re a paperless event“. Zu unserem Erstaunen redeten übrigens auch alle anderen Mitarbeiter der Social Media Week trotz offenkundigem deutschen Akzent in englischer Sprache mit uns: „Sorry, the event has been cancelled!“.

Gut für uns, dass wir des Englischen mächtig sind, denn wir verstanden schnell, was dies für uns und den einzig interessanten Beitrag dieses Tages bedeutete: nichts Gutes! Den Rest des Tages verbrachten wir folglich im Homeoffice, denn neben verkappten Werbevorträgen, paperless und englishspeaking Hipster-Girls hatte die Social Media Week an diesem Tag für uns leider nicht viel zu bieten. (Carolin)

Mittwoch

Der Mittwoch der Social Media Week Berlin stand ganz im Zeichen von Karriere. Da ich kurz vor dem Ende meines Studiums und somit am Anfang des Berufslebens stehe, machte ich mir große Hoffnungen, Informationen mitzunehmen, die für mich neu und richtungsweisend sind. In der PLATOON Kunsthalle im Prenzlauer Berg waren überwiegend junge Leute anzutreffen, die wahrscheinlich die gleichen Hoffnungen hegten wie ich. Voller Zuversicht ließ ich mich auf den stylishen Bänken des Raumes nieder und wartete auf den Beginn des ersten Vortrages.

Mit 15-minütiger Verspätung kündigte eine Verantwortliche der Social Media Week die Redner an und nach knappen fünf Minuten war mir klar, dass meine Hoffnungen vorerst unerfüllt bleiben würden. Der Vortrag handelte nämlich von der Vergänglichkeit von Social-Media-Plattformen. Der Moderator der Veranstaltung befragte fünf Vertreter von sozialen Netzwerken, wo sie in fünf Jahren zu stehen glauben und was sie von dem klassischen nine-to-five-Job halten würden. Alle schwärmten unisono von den Vorteilen freier Zeiteinteilung bei der Arbeit. Einer der fünf präsentierte sogar stolz sein Homeoffice und berichtete von dessen Vorzügen. Erst die nächsten zwei Vorträge beinhalteten Ratschläge für Jobsuchende und Berufseinsteiger, wie sie mithilfe von fünf wichtigen Schritten definitiv eingestellt werden. For sure. Kein Wort über die klassische Bewerbung. Jetzt sind nämlich Videobewerbungen und Power-Point-Präsentationen hip und sehr geschätzt bei diversen Arbeitgebern, vor allem im medialen Bereich.

Der letzte Vortrag, den ich mir anhören wollte und dessen Beschreibung sehr vielversprechend klang, fiel leider aus. Enttäuschung machte sich breit, allerdings wollte ich – fleißige Praktikantin – die Social Media Week auf keinen Fall früher verlassen als geplant. Warten lautete also die Devise. Um 16 Uhr nahm ich noch den letzten Vortrag mit und erfreute mich endlich an für mich sinnvollen Informationen: Die Rednerin sprach über die hohe Bedeutung von Jobplattformen wie XING und LinkedIn und dass es für Berufseinsteiger unumgänglich sei, sich auf diesen Profile anzulegen. Im Großen und Ganzen fand ich den Besuch der Social Media Week zwar interessant, ich hätte mir aber mehr relevante Informationen und eine bessere Organisation mit weniger Veranstaltungsausfällen gewünscht. (Maite)

Donnerstag

Nach den Berichten der Kollegen und Kolleginnen wusste ich bereits vor Beginn der Donnerstagsveranstaltungen:

1.)    Man spricht hier nur Englisch – sollte kein Problem sein.

2.)    Sollte eine Veranstaltung ausfallen, wird das getwittert – find ich gut.

3.)    Man muss sich auf einige Fahrerei durch Berlin Mitte einstellen – na gut, was soll’s.

Bestens vorbereitet begann mein Morgen also mit einer Stunde Yoga in einem ehemaligen Ladengeschäft. Der Kurs war super, danke Maike. Aber mit der Beschreibung im Internet hatte die Stunde leider nichts zu tun. Ich hatte gehofft, einige Übungen (Asanas) zu lernen, die Verspannungen am Arbeitsplatz beseitigen können und vielleicht gegen Kopfschmerzen helfen. War leider nicht der Fall, sorry liebe Kollegen. Aber die Runde Sonnengebet war auch ganz nett.

Es folgte eine Talkrunde zum Thema ECOnnected. Grüne Bloggerinnen und Journalistinnen tauschten sich über ihre Blogs, Themen und Recherchearten aus. Außer diversen Insider-Witzen, die ganz viel Gelächter nach sich zogen, ist mir leider kaum etwas im Gedächtnis geblieben – vielleicht noch, dass der erhobene Zeigefinger bei der Kommunikation des Öko-Themas in den sozialen Medien unbedingt vermieden werden sollte.

Es folgten Stunden der Warterei und Herumfahrerei, denn Veranstaltungsausfälle wurden wider Erwarten nicht getwittert. Stattdessen wurde man mit traurigen Augen angeguckt. Schade. Auch die Wege zwischen den Locations waren eindeutig zu lang. Parken konnte man nirgendwo und die Bahnen kommen in Berlin leider nicht immer pünktlich – schon kam man 15 Minuten zu spät. Ich verbrachte meine Zeit schließlich in einem Developer Workshop und einer Werbeveranstaltung für Social-Media-Monitoring-Tools. Fail!

Als dann endlich mal wieder eine Veranstaltung stattfand, wurde ich doch noch positiv überrascht. Die Video-Präsentation von Vice Media zum Thema Branding auf Facebook war optisch sehr ansprechend und auch inhaltlich hatten die zwei Jungs auf der Bühne einiges zu bieten. Ich fühlte mich nicht nur als User angesprochen, sondern hatte auch den Eindruck, dass die zwei von Vice Entsandten auch wirklich Ahnung vom Business hatten. Ihre Erfahrungen dazu, was Facebook-Nutzer heute noch dazu bringt etwas anzuklicken, wirkten anschaulich, waren nachvollziehbar und mit tollen Beispielen belegt. Ein großes Plus war für mich auch die tolle Präsentation – denn auch diese stand ganz im Zeichen des Mottos „Bilder sagen mehr als Worte“. (Sandra)

Freitag

Bedeutungsschwer das Thema, bedeutungsschwanger die Teilnehmer, der Bedeutung bereits überdrüssig die drei Protagonisten der Diskussionsrunde „über Qualitätsjournalismus in Zeiten kostenloser Kultur“ – kurzum: Welcome to Social Media Week Berlin (in english please, um der angelsächsischen Tradition der vergangenen Tage gerecht zu werden)! Begonnen hatte alles bereits an der U-Bahn-Station Bernauer Straße. Lemmingen gleich strömte man der Rheinsberger Straße entgegen – man freut sich eben auf das alsbald beginnende paperless event. Im vierten Stock eines unverschämt aufgemotzten Abrisshauses trafen dann auch die drei speakers aufeinander:

  • Marcel Weiss, Publisher von neunetz.fm: ein kompetenter Vertreter der Generation „traditionelle Medienverlage werden untergehen“. Er wagt immer wieder den Ausbruch aus den engmaschig gesetzten Diskussionsgrenzen – und wird ausgebremst.
  • Corinna Visser, Wirtschaftsredakteurin des Tagesspiegels: Sie vertritt die Seite der Zeitungsschreiber, Druckerkinder und übergroßen Medienhäuser – und weiß bereits jetzt um ihre eigene mediale Sterblichkeit („Erklären Sie mir doch, wie ich mit kostenlosen Inhalten im Internet Geld verdienen kann“).
  • Tobias Schwarz, Projektleiter der Netzpiloten AG: Er ist der schelmische Beobachter einer zunehmenden Mediendigitalisierung – immerhin kann er bereits heute von seinem Online-Engagement leben.

Wirklich dröge sind die folgenden 45 Minuten keineswegs – als Protagonisten von World Wide Web, Zeitung & Co. lassen sich Visser, Schwarz und Weiss jedoch von der Tranigkeit ihrer Zuhörerschaft anstecken: Es klackert, tippt und scrollt bereits fleißig, als die Herrschaften den Raum betreten. Ich frage meinen Nebensitzer währenddessen trotzig nach einem Stift und ernte Smartphone-fixiertes Schweigen – nicht auch noch du, älterer Herr der Upperclass!

Was dann folgt, lässt sich wohl am besten als twittereskes Geschreibsel wiedergeben:

#SMW Vielen Dank, liebes Publikum! Protagonisten geil, Thema geil – los geht’s!

Glaube nicht, dass Gedrucktes Zukunft hat. Zu langsam, umständlich, DOOF!

Finde Zeitungen toll.

#Nostalgie Neue Denkansätze für Medien dringend nötig

Wie war also der Freitag auf der Social Media Week Berlin? Ich kann nicht behaupten, dass es sich bei dieser Veranstaltung um ein uninspiriertes Gemisch aus Power-Point-Präsentation und Beamer gehandelt hätte. Stattdessen gibt man sich Mühe – und bietet nichtsdestotrotz nur digitales Mittelmaß. Ein dreifaches Tastentippen auf das Jahr 2015. Dann wird sich die Social Media Week Berlin hoffentlich in einem noch besseren Licht präsentieren. (Vivecca)

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