Ach was war man doch ungestüm, frei und angriffslustig! Vor ganzen zehn Jahren kam sie angerollt, die Mensch-Maschinerie Facebook. Angetrieben von Mark Zuckerberg, aufgesogen von der Netzgemeinde, argwöhnisch beäugt von Konkurrenten – so zeigt her eure Profilbilder! Heute zieht das Unternehmen nicht nur Bilanz, sondern schielt gleichzeitig in Richtung Zukunft.
Bye-bye, ausgeprägte Hacker-Kultur!
Begonnen hatte alles im Jahr 2004: Mark Zuckerberg, Dustin Moskovitz, Chris Hughes und Eduardo Saverin begründen eine Harvard-interne Internetplattform für den digitalen Austausch unter den Studenten der Elite-Universität. Vom Campus über Investoren bis zum Börsengang – gegenwärtig jongliert der international agierende Konzern mit Gewinnen von rund 791 Millionen US-Dollar. Groß geworden ist die ganze Chose Gründer Zuckerberg zufolge mit einer „ausgeprägten Hacker-Kultur“. Diese Zeiten scheinen nun vorbei: Notiert an der Börse, über 800 Millionen tägliche Nutzer weltweit, 62 Prozent aller Werbeumsätze im mobilen Segment – Facebooks Zukunft scheint gesäumt von königsblauen „Likes“. Doch halt! Galt der Konzern nicht bereits als abgeschrieben, vorbei am mobilen Zeitalter und uncool unter Jugendlichen und jung Gebliebenen? Senket die Mistgabeln und leset, ihr Neider.
Hallo, Technik-Riese!
Peggy March sang einst „mit 17 hat man noch Träume“ – mit zehn offenbar auch. So strebt Facebook beispielsweise nach einer ähnlichen Marktmacht wie der ewige Konkurrent Google. Der Wandel der Internetplattform vom Social Media hin zu einem breit aufgestellten Technik-Allrounder nahm seinen Anfang vor zwei Jahren: Facebook gab Aktien an seine Anleger aus, wurde zu einem an der Börse notierten Unternehmen und entwickelte eine deutlich klarere Vorstellung, wodurch die Facebook-Zukunft verkörpert werden soll. Nur ein soziales Netzwerk? Dislike! Die tonangebende Macht im Bereich der mobilen Welt? Like!
Hallo, Stabilität?
Szenenwechsel: Vom Börsengang im Jahr 2012 hin zu einer von Facebook initiierten Konferenz für Software-Entwickler in San Francisco vor wenigen Wochen. Die Eröffnungsrede hielt der Maestro himself – dein Auftritt, Mark: Mittlerweile sei das Unternehmen zehn Jahre alt, er selbst werde bald 30. Es sei folglich an der Zeit, über Facebooks Zukunft nachzudenken. Klingt nicht mehr unbedingt nach dem Firmenmantra „move fast and break things“. Was bisher beim Versuch, Erster am Markt zu sein, unausgereift veröffentlicht wurde, das wird wohl zukünftig lieber aufgekauft. Kaum verwunderlich ist also die facebooksche Einkaufstour der vergangenen Monate: Ob WhatsApp, Moves oder Oculus VR Inc. – mithilfe vieler verschiedener Geschäftsfelder sucht der Konzern nach anhaltender Stabilität und Erfolg. Irgendwie verständlich, wenn man den Konkurrenten Yahoo vor Augen hat. Der schmierte in den vergangenen Jahren merklich ab, gab sich zu selbstsicher, träge und allwissend.
Hallo, Vernetzung?
Ebenso wie auf besagter Konferenz gibt sich Mark Zuckerberg auch im Interview mit der New York Times gereift: Facebook sei schließlich nicht nur eine beliebige Sache. In der mobilen Welt wollten die Leute etwas anderes haben. Fast zwangsläufig taucht ein Bild am Facebook-blauen Horizont auf: Der Onlineriese als zentrale Plattform einer mobilen Welt. Ob via Social Log-in oder über eigenständige Apps und Anwendungen – der Konzern wird seinen Einfluss wohl noch deutlicher über Vermarktung, Werbung, Informationen und Daten definieren als bisher. Die entsprechenden Anwendungen müssen dafür nicht unbedingt den Namen Facebook tragen, an das Unternehmen gebunden sollten sie jedoch in jedem Fall sein. Wohin führt also der Weg für Nutzer und Firmen, die sich im Bereich Social Media bewegen? Schon jetzt ist der Umgang mit Likes, Postings und der originellen Platzierung von Inhalten eine Kunst für sich. Der Wille Facebooks zur Partizipation an anderen Anwendungen und Formaten fordert demnach vor allem zweierlei: Spezialisierung und noch innovativere Ideen – auch im Bereich der Selbstdarstellung seiner Nutzer. Die Luft wird wohl dünner werden auf dem Gipfel der Social-Media-Geeks.